Liebe CityFarm Freunde,
nun kommen wir zu einem Kapitel, das mir persönlich sehr am Herzen liegt!
„Wie helfe ich der Artenvielfalt und der Biodiversität in einem jungen Waldgarten auf die Beine?“
Einige Ideen wurden hier für Sie zusammengefasst:
Kleinteilige Verwilderung zulassen
Lassen Sie Bereiche die Sie nicht nutzen wollen, die schlecht zugänglich sind oder sowieso versteckt hinter einer Hütte liegen, mit Brennnesseln, Beifuß oder Storchenschnabel zuwachsen. Dort finden spezialisierte, heimische Arten wie Schmetterlinge und Wildbienen einen geeigneten Nistplatz.
Totes Pflanzenmatzerial
Man glaubt es kaum, doch eine Vielzahl von Insekten bevorzugt totes
Pflanzenmaterial gegenüber wachsendem Grün. Mulm, markhaltige Stängel und abgestorbene Blätter sind nicht nur als Nahrung, sondern auch für die Überwinterung im Ei oder als Larve unabdingbar.
Auch verrottendes Holz in allen Stadien bietet einer Vielzahl Insekten wie Käfern, Asseln und Ameisen einen Lebensraum. Wo es möglich ist, rate ich Ihnen, so viel wie möglich abgestorbenes Material über den Winter stehen zu lassen und es anschließen gesondert zu sammeln, damit die „Insekten-Babys“ schlüpfen können. Bitte auf keinen Fall verbrennen!
Habitatvielfalt
Sonnenbeschienene Sandstrukturen mit Trockensteinmauern für Eidechsen, die obligatorische Benjeshecke für Igel und Bilche, der eingewachsene Steinhaufen für Hummeln aller Art oder ein simpler Teich für Quaktiere, das sind nur einige Beispiele für unterschiedliche (klein) Lebensräume. Umso mehr dieser Gestaltungselemente sich in Ihrem Garten befinden, umso mehr unterschiedliche Arten werden sich über kurz oder lang bei Ihnen etablieren.
Wenn genügend Platz zur Verfügung steht, legen Sie zur Stabilisierung der Population mehrere Kleinhabitate desselben Typs an. Ein kleines Beispiel aus unserem Alltag: Im anfangs zentral gelegenen, sehr großen Asthaufen fanden erstaunlicherweise drei Igel ihr Winterquartier. Nach und nach entstanden auf unserem gesamten Grundstück verteilt, zwei mittelgroße Benjeshecken und zusätzliche Totholzbereiche. Binnen eines Jahres überwinterten 9 Igel auf der CityFarm!
Nisthilfen
Durch die Ordnungswut des modernen Gartenfreundes herrscht ein prekärer Mangel an Spechtlöchern, abgebrochenen und ausgefaulten Ästen sowie naturverputzen Ziegelwänden! Oft kann der aufmerksame Beobachter Vögel und Eichhörnchen im gnadenlosen Kampf um geeignete Brutplätze zetern hören. Dem ist Abhilfe zu schaffen. Ob als Heimwerker mit Bastelanleitung oder lieber mit gekauften Nisthilfen, Amsel, Drossel, Fink und Mauerbiene danken Ihnen ihr neues Zuhause durch Anwesenheit. Auch dichte Pflanzenwände entpuppten sich für Heckenbrüter wie den Zaunkönig, als bewundernswert produktive Kinderstube. Bitte achten Sie speziell bei „Insektenhotels“ auf eine saubere Verarbeitung. An Holzsplittern in Bohrungen reißen sich jungfräulichen Bienen die Flügel aus und undichte Dächer bedeuten in der kalten Jahreszeit den Pilz-Tod der possierlichen Insekten. Kiefernzapfen und
Hohlziegel haben zudem nichts in der Nisthilfe zu suchen!
Wie anfangen?
Aus einem Instinkt heraus entwickelte sich der Garten unseres Mitmach-Mini- Bauernhofs zu einem mehr oder weniger strukturierten Sammelsurium aus Kräutern, Sträuchern und Bäumen, der entfernt an einen Waldgarten erinnert. Erst als meine geliebte Ehefrau mich darauf stieß, dass man dieses „Durcheinander“ ausgezeichnet in einen durchdachten Waldgarten verwandeln könnte, begann ich mich näher mit
dem Thema auseinanderzusetzen.
Die Vorteile lagen klar auf der Hand! Mangels Brunnen kam uns die zu erwartende Senkung des Wasserverbrauchs sehr gelegen. Uns stand zwar ein Tankwagen aus einer befreundeten Gärtnerei zur Verfügung, doch war das Befüllen, Herumfahren und anschließende Gießen sehr zeitintensiv, was mich zum Nächsten Bonus dieser „Landwirtschaftsform“ bringt – der Zeitersparnis. Coronabedingt, fielen uns scharenweise die Helfer aus. Was sonst zwanzig fleißige Hände stemmten, blieb an einer sehr überschaubaren Personenzahl hängen. Vorzucht, mulchen, pflanzen, hacken, pikieren, Saatgutgewinnung, Baumschnitt plus die Tierversorgung wurde schnell zu viel. Auch mit Blick auf die sich verändernden Umweltbedingungen, den ständigen Wassermangel im Sommer und Schlammschlachten im Winter, erkannten wir den Waldgarten als zukunftsfähige Gartenvariante für die CityFarm und legten mit
Feuereifer los.
Die Erfahrungen und Lehren als ich verzweifelt am Klemmbrett hänge und versuche Mutter Natur maßstabsgetreu auf Papier zu bringen, lesen Sie im nächsten Teil unserer Waldgartenreihe.
Hier noch ein kleiner Verweis auf unsere Spendenaktion für Bäume: https://www.mehrgeben.de/project/boden-braucht-baeume-obstgehoelze-fuer-die-zukunft/
Schöne sonnige Tage
eure CityFarmer