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Kopf in den Sand? Niemals!

Naa, wie ist es da unten?

Naa, wie ist es da unten?

Nach dem großen Anrücken der Bagger und LKWs voller neuer Erde vorige Woche, konnten wir in letzten Tagen endlich richtig auf der neuen CityFarm loslegen! Die Fahrzeuge waren insgesamt zwei Tage auf der neuen Farm unterwegs, bis das Grundstück hoch genug mit Erde aufgeschüttet war.

LKWs mit Mengen an Erde fuhren quasi im 5 - Minuten - Takt auf der neuen Farm ein und aus

LKWs mit Mengen an Erde fuhren quasi im 5 – Minuten – Takt auf der neuen Farm ein und aus

Kaum realisiert, dass der erste Grundstein jetzt endlich gelegt war, ging es auch schon los – frei nach dem bekannten Motto „Schaffa, schaffa, Häusle baua!“. Glücklicherweise hat uns das Wetter auch keinen Strich durch die Rechnung gemacht, sodass man sich sogar während der Arbeit bei schönstem Sonnenschein die erste Sommerbräune zulegen konnte. Im wahrsten Sinne des Wortes waren die „Häusle“ für unsere Hühner und Kaninchen die ersten Projekte, die es zu planen und schlussendlich in die Tat umzusetzen galt. Für den Kaninchenstall wurde mit einem eifrigen Vier – Mann – Team zuerst ein großes spatentiefes Loch gegraben, um die unteren Gitter dort hinein zu setzen. Dies war notwendig, da unsere Kaninchen ja bekanntlich begeisterte Wühler sind, und sich ohne Gitter recht schnell ihren eigenen Weg durch die Farm graben würden. Die ausgegrabene Erde wurde anschließend wieder an ihren ursprünglichen Platz geschaufelt und somit auch das Fundament für den Stall gelegt. Nach tagelangem Drahten, Schrauben, Bohren und Sägen stehen also Kaninchen- und Hühnerstall – bis auf Kleinigkeiten – im Endeffekt bereit für den Umzug der Tiere, welcher dann nächste Woche stattfinden soll. Auch der Zaun, der den Auslauf der Tiere begrenzen soll, steht schon an seinem beabsichtigten Platz.

Reges Schaffen an allen Stä(e)llen

Reges Schaffen an allen Stä(e)llen

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Beim Bauen des Hühner- (links) und des Kaninchenstalls (rechts)

Dankenswerterweise hat uns das Grünordnungsamt für das Tiergehege außerdem wunderschöne Baumstämme geliefert, die sich unter anderem auch für unsere neu angelegte Feuerstelle als natürliche und bequeme Sitzgelegenheiten eignen. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal!

Angesichts des super Wetters konnten wir auf ein Lagerfeuer an der neu betonierten und verzierten Stelle natürlich nicht verzichten. Auch die Grill – Saison wurde zu diesem Anlass schon erfolgreich eingeläutet.

Gemütliche Runde um die neue Feuerstelle. Aber was passiert da drüben???

Gemütliche Runde um die neue Feuerstelle. Aber was passiert da drüben???

Nicht nur für das Reich der Tiere gingen die Arbeiten voran, auch die von euch über betterplace gespendeten Obstbäumchen konnten im hinteren Teil der Farm gepflanzt werden. In diesem Sinne: Wachset und gedeiht!

Ildi mit ihrer Schwester Franzi beim Pflanzen eines weiteren Obstbäumchens.

Ildi mit ihrer Schwester Franzi beim Pflanzen eines weiteren Apfelbäumchens, für das Franzi extra einen Kuchenverkauf auf dem Schwabmünchner Frühlingsfest veranstaltete.

Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote: beim Aufziehen des Außenzauns ist uns bedauerlicherweise aufgefallen, dass der bestellte Zaun nicht ganz für das gesamte Gelände reicht. Da muss nun erstmal der Bauzaun ersatzweise aushelfen. Aber zumal ja jeder seines eigenen Glückes Schmied ist, lassen wir uns davon nicht die Motivation und gute Laune verderben, sondern freuen uns auf die wachsende CityFarm 2.0!!!

Ein großer Dank geht auch deshalb an alle freiwilligen Helfer der letzten Woche!

Autor: Ronja B.

Wer uns finanziell helfen möchte, der kann uns über die Spendenplattform betterplace.org etwas unter die Arme greifen. Wir möchten und gern eine Komposttoilette zulegen und noch weitere 10 Obstbäume pflanzen, doch das schaffen wir nicht ohne euch!

Tausend Dank nochmals an die Spender, welche die Farm schon einen großen Schritt weiter gebracht haben!

Die Nackthuhnbande

Vor einigen Monaten gab uns Martin, unser Freund und Verpächter, einen Flyer von „Rettet das Huhn“.
Die Aktion beabsichtigte ca. 1600 Legehennen aus Bodenhaltung an neue Besitzer zu vermitteln, die den Tieren ein neues artgerechtes Heim geben. Martin wollte gern einer davon sein und erklärte sich bereit 10 Hochleistungslegehennen aufzunehmen. Gern standen wir ihm zur Seite, um den Hennen ein neues Heim zu bauen.

Zur industriellen Legehennenhaltung wird in den nächsten Tagen hier ein weiterer Artikel erscheinen, um euch die Tragweite des Problem zu zeigen. Natürlich mit Informationen was jeder von uns dagegen tun kann.

Aber nun zurück zur CityFarm. Zuerst musste also ein neuer Hühnerstall her und was bot sich besser an, als nebenan Martins alten LKW umzubauen. Dieser musste erst einmal ausgeräumt werden. Dabei kamen viele Möbel zum Vorschein, die wir dem Sozialkaufhaus Contact in Augsburg e.V. übergeben konnten. Roswitha und ihr Team kamen dafür spontan mit zwei Sprintern vorbei und schufen uns Platz zum arbeiten. Martin, Benni und weitere fleißige Helfer werkelten schließlich in den vergangenen Wochen am Innenausbau. Der LKW wurde gedämmt, verkleidet und geteilt, sodass zwei Räume entstanden. Der hintere Teil wurde zum Stall und der vordere zur Futterlagerkammer aufgerüstet.

Gestern war es nun soweit, die Hühner wurden im Hochsauerlandkreis aus einer Bodenhaltungsanlage vom Betreiber ausgestallt und durch neue Hennen ersetzt. Normalerweise würden die ausquartierten Hühner nach Holland oder Belgien zu Großschlachtereien transportiert werden. Doch die Aktion „Rettet das Huhn“ schützte die Tiere vor dem Schlachthof. Schon vor Ort im Hochsauerland fanden ca. 1000 Tiere neue Besitzer, die ihnen ein hühnergerechtes Leben geben wollen. Die restlichen Hennen wurden nach Süden gefahren, um sie an drei Haltepunkten weiteren Hühnerfreunden zu übergeben.

Letzte Arbeiten im Hühnerstall

Letzte Arbeiten im Hühnerstall

Doch am Vormittag war der Stall noch nicht ganz fertig! Es fehlte noch eine abwaschbare Bodenplatte, die Sitzstangen und ganz viel Stroh. Auch die Bestäubung des Raumes mit Kieselgur stand noch bevor.

Sicher fragt ihr euch was Kieselgur ist, das haben wir uns anfangs auch gefragt.

Kieselgur ist eine pulverartige Substanz aus den Schalen fossiler Kieselalgen, die Siliciumdioxid enthalten. Das Pulver wird zur Behandlung gegen Federlinge und Milben eingesetzt, da es den Chitinpanzer der Schädlinge austrocknet und die Insekten tötet. Damit werden alle Ritzen im Stall bepudert, um eine Ansiedlung der Schädlinge zu verhindern.

Kurz vor knapp wurden wir noch fertig, was wir vor allem unseren Helfern zu verdanken haben!

Umladen der Hühner am Rastplatz

Umladen der Hühner am Rastplatz

Gegen 15 Uhr ging es schließlich mit Martins Auto Richtung Autobahnkreuz Feuchtwangen. An einem kleinen Rastplatz der A7 sammelten sich schon die Hühnerfreunde, denn hier sollten Hennen ihren neuen Besitzern übergeben werden. Viele von ihnen leben auf dem Land und bieten den Tieren ein Kontrastprogramm zu ihrem bisherigen Dasein in der Legefabrik. Gegen 19 Uhr fuhr schließlich Wolfgang vom Eulhof mit den Hühnern vor. Ein Blick in den Anhänger und unsere Befürchtungen wurden bestätigt. Die Hennen waren größtenteils federlos und in einem erbärmlichen Zustand. Wenigstens besaßen sie noch ihre Schnabelspitzen, denn leider ist das Kupieren der Schnäbel Routine, um Federpicken und Kannibalismus in den Anlagen vorzubeugen.

Das Umladen ging schnell vonstatten und bald befanden wir uns wieder auf dem Heimweg. Unsere 10 Schützlinge beruhigten sich schnell und bald hörten wir vom Rücksitz nur noch Schnarchen. Ja, eines der Hühner hat wirklich geschnarcht aber leider wegen einer Atemwegserkrankung und nicht aus Wohlbehagen.

Verwirrte Hennen bei der Einzug in den neuen Stall

Verwirrte Hennen bei der Einzug in den neuen Stall

Eineinhalb Stunden später durften sie endlich in ihr neues Heim einziehen. Im Licht wurde uns dann erst das ganze Ausmaß sichtbar. Die Tiere sind klein, dürr, haben entzündete Hautstellen, Durchfall und nur wenige so etwas wie ein Federkleid. Sie stürzten sich auf das Futter als hätten sie Tage nichts gefressen, rannten wirr und gestört umher und boten einen jämmerlicher Anblick, der uns dreien das Herz weinen ließ.

Doch schon bald würden sie echtes Tageslicht und den Himmel sehen können! Es kann nur besser für sie werden!

Heute morgen besuchte Ildi die Hühner wieder und stellte fest, dass die angeborene Neugier in den Hühnern erwacht war.
Neugierig tapsten sie im Stroh umher und erkundeten den Stall. Besonders das Sandbad hatte ihr Interesse geweckt. In der Gruppe standen sie um die Kiste und guckten ratlos den Sand an. Man konnte ihren Schnäbeln beinahe die Gedanken ablesen, falls Hühner so denken. „Häh? Was soll das denn sein? Gaack. Futter? Nein, schmeckt nicht. Häh? Boackbackcack….

Andere versuchten scheinbar ihre kahlen Stellen am Körper mit Stroh abzudecken. So ein Verhalten hatte Ildi noch nie gesehen. Kalt konnte ihnen nicht sein, denn der Stall war gut geheizt.

Auch ein paar Eier fanden sich im Stroh versteckt. Die Hühner waren ihrem Instikt gefolgt und hatten kleine Nester in die Ecken gebaut. Die eigentlichen Legenester betrachteten sie statt dessen als eine Art Schutzbehausung in denen sich bis zu 5! Hühner gleichzeitig aufhielten (normalerweise passtnur ein Huhn bequem hinein). Wahrscheinlich entspricht die Enge ihren bisherigen Platzverhältnissen in der Legeanlage und sie tun sich mit der Umgebungsveränderung noch etwas schwer.

Die Schwächsten

Die Schwächsten

Liebevoll mischten Martin und Ildi das Futter an, eine Mischung aus Legemehl, Körnern, Bierhefe und Wasser. Die Mischung wird in den nächsten Tagen noch erweitert, um den Tieren eine gute Rundumversorgung zu geben und ihr Immunsystem zu stärken.
Die Umstellung ihrer Lebensverhältnisse zieht leider einige Probleme nach sich, denn der Infektionsdruck auf das Immunsystem verstärkt sich. Bisher wurden sie präventiv mit Antibiotika behandelt, um in den beengten Verhältnissen nicht vorzeitig zu versterben.
Auch das ist eine übliche Praxis der landwirtschaftlichen Massentierhaltung, was den Stoffwechsel der Tiere aber langfristig stark schwächt.
Jeder von uns kennt die Symptome, wenn wir ein Antibiotika verschrieben bekommen und wie lange es dauert bis der Körper sich davon erholt. So dauert diese Phase auch bei den Hennen entsprechend lange und das Immunsystem muss sich erst neu entwickeln.

Leider sind einige der Hennen in derart schlechter Verfassung, dass sie vielleicht die kommenden Tage nicht überstehen.

Die nackten Hühner

Die nackten Hühner

Diese Vermutung hat sich leider gerade noch einmal bestätigt, denn Benni kam eben vom Füttern zurück und erzählte von einem Hühnchen, dass zu schwach ist um überhaupt aufzustehen. Vorsichtig setzte er sie in den Futtertrog und wachte über die wackelige Futteraufnahme der Henne. „Den Blick dieses Huhnes werde ich nie vergessen,“ waren seine letzten Worte dazu.

Es ist furchtbar wie sich die Landwirtschaft seit der Industrialisierung entwickelt hat. Tierprodukte wurden zur billigen Massenware und das leiden der Tiere für ein Mehr an Kapital in Kauf genommen.  Und da die Nachfrage nach immer billigeren Produkten den Markt erst schafft, liegt hier die Verantwortung auch in den Händen der Konsumenten. Jede Packung Eier aus Bodenhaltung, jedes Produkt in denen solche Eier verarbeitet sind (z.B. Nudeln) unterstützt diese moralisch verwerfliche Tierhaltung.
Wir wünschen uns mehr Achtung gegenüber den Nutztieren!
Sie sollten ihre natürlich angeborenen Instinkte frei und ungehindert ausleben dürfen. Erst wenn wir Menschen ihnen das bieten können, sind wir berechtigt Partnerschaften zum gegenseitigen Nutzen einzugehen. Dazu gehört nicht die Ausbeutung der Lebewesen die in unserer Obhut stehen.

Wir hoffen nun erst einmal, dass alle Hennen die erste Woche überstehen und sich gut einleben. Wenn die Zeit gekommen ist, dürfen sie auch nach draußen und bekommen einen Mann an ihre Seite. Unser dicker Dino, der Araucana-Hahn, bekommt dann seine eigene Hühnerschar. Für die Hennen wird das eine Premiere, denn einem Hahn sind sie noch nie begegnet.

Dino bekommt bald seine eigene Hennenschar

Dino bekommt bald seine eigene Hennenschar