Archive for the ‘Motorsäge’ Category

Lehrmeister Opa Rolf

Auf unserem Grundstück stehen viele Obstbäume, die dringend einer fachmännischen Pflege bedürfen. Doch das Wissen darum muss auch erst einmal erlangt werden. Dazu besuchte Benni 4 Tage lang Ildi´s Opa in Kayna. Vielleicht erinnert ihr euch an ihn. Im letzten Jahr halfen wir dort bei der Apfelernte (Fotos davon sind in der Gallerie zu finden). Unter Opa Rolfs Fittiche kam ihm die große Ehre zu das in einem gesamten Leben gesammelte Wissen über Obstbaumschnitt und -pflege zu lernen. Zusätzlich gab es noch Einweisungen in richtiger Kompostierung und allgemeinem Gartenwissen.

Hier nun für euch Benni´s Bericht:

„Was bringt einen 87 Jahre alten DDR Maurer mit einem 24 jährigen verzogenen Wessi-Junglehrer zusammen? Das kann eigentlich nur eines: Eine lebenslange Liebe zur Natur! Denn nur noch wenige Menschen besitzen die Fachkenntnisse die diese Generation durch Krieg und Mangelversorgung notgedrungen in sich trägt und die leider Schritt für Schritt verloren gehen. In modernen Zeiten muss alles ohne viel Aufwand, möglichst effizient und am besten sofort passiert sein.

Nun ergibt sich aus modernem Lebenswandel und althergebrachtem Wissen ein Interessenskonflikt. Die Fähigkeit Geduld zu üben! Vieles in der Natur braucht zunächst einmal Zeit und geht nicht von heute auf morgen. Ein junger Obstbaum braucht mindesten 3 Jahre bis er überhaupt Früchte trägt. Ein Kompost ein bis zwei Jahre bis er reif ist doch ein guter Boden benötigt ein Leben lang liebevolle Fürsorge. Dies war wohl die schmerzlichste Lektion in meinem viertägigem Gedankenaustausch mit der grauen Eminenz des Gartenbaus: Rolf Klöppel. In stundenlanger Kleinarbeit und mit einigen Portionen unendlicher Geduld veranschaulichte er mir in praktischer Arbeit was es alles zu beachten gilt. Wenn zum Beispiel Schritt für Schritt ein gealterter Apfelbaum verjüngt und ausgedünnt werden soll. Gewichtslast, Beschattung durch andere Äste, Neuanlage von Leittrieben, Propfen, Okulieren und vieles vieles mehr was es zu beurteilen und zu können gilt.

Opa´s Garten in Kayna

Opa´s Garten in Kayna

Ohne mich zu verurteilen oder zu belächeln antwortete er gelassen auf meiner vielfach recht naiven Fragen. Die für ihn selbstverständlich gewordenen Handgriffe weiterzugeben bereitete ihm sichtlich Freude. Dazu kam, dass die Zusammenhänge im großen Ganzen für mich nachvollziehbar darzustellen nicht immer ganz einfach war, unerfahren wie ich bin. Reisighaufen für Igel gegen Schnecken, Vogelhäuschen in Obstbäumen gegen Apfelwickler und Läuse. Falsche Düngung als Urgrund für das Auftreten von saugenden Insekten und richtige Belüftung zur Gewinnung eines reines Kompost gehörten nunmal zum Grundwissen eines guten Gärtners. Auch welche Pflanze Wann, Wo, und Warum geschnitten gedüngt, geköpft oder ausgegeizt werden muss ist eine Wissenschaft die mir noch lange Kopfzerbrechen bereiten wird.

Nichtsdestotrotz haben mich diese vier Tage zusammen mit „Opa Rolf“ einen gewaltigen Schritt nach vorne gebracht und meinen Wissensschatz vervielfacht. Seine Grad der Erfahrung und überragende Erkenntnisse scheinen für mich unerreichbar doch ich bin zuversichtlich auch einmal ein „alter Hase“ des Gartenbaus zu werden. Hoffen wir, dass die Umstände in denen ich all dies lernen darf nicht die gleichen sind wie bei Opa Rolf. Krieg, Besatzung und Mangelversorgung sind gute Lehrmeister aber „Opa Rolf „ ist besser. Mein unendlicher Dank sei dir gewiss.“

Des Mannes neues Baby

Wir hatten euch ja schon berichtet, dass Benni neben dem Motorsägenkurs auch ein gebrauchte Stihl Motorsäge geschenkt bekam. Leider hielt die Freude am neuen alten Gerät nicht lange vor. Obwohl die Motorsäge sehr gut gepflegt und regelmäßiger Inspektionen vom Fachmann unterlag, ging schließlich doch das einzige Teil kaputt das kaputt gehen konnte. Das nennt man wohl einfach Pech.

Nun nahte aber doch das Frühjahr mit Obstbaumschnitt und Waldarbeit.

Da ergab es sich, dass Familie Vogt den Neukauf einer Motorsäge beschloss, die sowohl der CityFarm als auch der Waldarbeit zu Gute kommen sollte. So erhielt Benni ein neues Baby mit Profistatus, eine Stihl MS 251. Viele Dank geht an die Familie Vogt und Motorgeräte Wüst aus Bobingen, unseren Motorsägen-meistern des Vertrauens!

Ein Mann, seine geliebte Motorsäge und Gedanken zum Schenken

Lange überlegte ich was sinnvoll wäre Benni zu Weihnachten zu schenken. Es sollte nützlich sein und nicht durch den Einkaufpreis beeindrucken, es sollte auch nichts Überflüssiges sein, sondern etwas, dass er wahrhaft gebrauchen kann und was ihm sein Leben lang nützt. Harte Kriterien für ein Weihnachtsgeschenk wo doch die meisten Menschen dem Konsumrausch verfallen mehr teure als nützliche Dinge schenken. Klar ist auch ein neuer Bildschirm irgendwo nützlich aber warum einen neuen kaufen, wenn´s der alte noch gut tut? Müssen wir immer die neusten Dinge besitzen, um jemand zu sein? Ja, wenn man der Phantasiewelt der Werbung glaubt, die den Zuschauern vermittelt es sei das Wichtigste modern zu leben, also den oktruierten Moden zu folgen und nur nicht nachzufragen wo was herkommt und wie es hergestellt wurde. Ist das das wirklich wichtige? Sind unsere selbst gemachten Geschenke deshalb minderwertig? Freuen sich unsere Lieben deshalb weniger darüber?

Oft werden wir momentan wieder mit der für uns mittlerweile sehr skurrilen Welt des blinden Konsums konfrontiert: Geschenke kaufen Geschenke kaufen, Geld fließt in Strömen, teurer größer mehr. Und dabei geht der Sinn des Schenken wie die vielen Jahre davor völlig unter. „Weihnachten wird unterm Baum entschieden“ – diese Werbung hat mich doch erst mal erschreckt. Warum versuchen sich die Leute mit ihren „Weihnachtsgeschenken“ derart gegenseitig zu übertrumpfen, sodass sie jegliche Relationen zu Sinn, Nutzen und Wert aus den Augen verlieren? Von ethischen und moralischen Werten ganz zu schweigen. Kaufen die Menschen um sich die Menschen zu kaufen? Wäre es nicht eher im christlichen Sinne wenigstens einen Teil des Geldes denen zu geben die gar nichts haben? Was ist aus dem Urgedanken des Weihnachtlichen Schenkens geworden? Sind wir heute alle nur noch Ebenezer Scrooge´s?

Benni und die Lizenz zum Sägen.

Nun jedenfalls fiel der Groschen zu Benni´s Geschenk dann doch noch. Family und ich legten zusammen und überraschten Benni mit einem Motorsägekurs bei Motorgeräte Wüst in Bobingen. Natürlich mit der eigenen Motorsäge. Diese erstand ich zu einem Schnäppchenpreis. Nein, sie ist nicht neu, war nicht teuer und ist eine 10 Jahre alte generalüberholte Stihl 009. Das Interessante an diesen alten Geräten ist, dass sie noch über keine Sollbruchstellen oder Ähnlichem verfügen. Dies bedeutet, dass trotz des Alters die Geräte seltener kaputt gehen als die neusten hochtechnisierten Geräte, weil die geplante Obsoleszenz noch nicht den Markt beherrschte (wer das nicht kennt, soll sich unter News die Doku „Kaufen für die Müllhalde anschauen“). Ein weiterer Vorteil ist, dass man sehr viel selbst dran machen und reparieren kann.

Die zwei Tage Motorsägenkurs begeisterten Benni, er lernte nicht nur mit seinem Baby umzugehen, sondern auch das A und O des Baumschneidens und natürlich den Arbeitsschutz.

Wo es nun etwas zu scheiden gibt, ist Benni mit seiner Motorsäge vor Ort. Auch auf dem Grundstück mussten schon der ein oder andere Baum fallen. Nun schreit mal nicht gleich auf ihr Baumschützer, denn auch wir fällen einen Baum nicht gern und nur aus Spaß. Aber wenn wir unsere CityFarm realisieren wollen, brauchen wir auch Platz für unsere Bienenvölker und die Beete. Als Ausgleich werden wir aber auch viel neues Leben geben in Form von Pflanzen und Tieren.

Zudem möchten wir dem Grünordnungsamt in Augsburg, besonders Herrn Seidel danken. Durch ihn erhielten wir mehrere Kopfweiden in der Wolfszahnau zu pflege. Eine Vorraussetung war, dass Benni mit der Motorsäge umgehen kann und sich für die Kulturlandschaftspflege interessiert. Als „Lohn“ für die Mühe des Schneitelns dürfen wir die Weidenstecken behalten. Diese werden wir nutzen, um in der Kita Ulmer Straße einen Weidentunnel auf dem Spielplatz zu bauen. Vielen Dank!

Der Ahorn nahm dem Apfelbaum das Licht und den Bienen den Platz.