Liebe CityFarm Freunde,
eine akute, oft unerkannte Krise zieht über die Welt. Das Artensterben! Von aktuell etwa 147500 erfassten Tier und Pflanzenarten gelten 41500 als bedroht, ganz zu schweigen von den bereits verschwundenen Tieren und Pflanzenarten. Die Rede ist bereits vom größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier. Die CityFarmer unternehmen aktiv etwas gegen die Ursache dieses Verlusts. Den Schwund von Lebensraum und Kinderstuben. Wir möchten hier einige Arten vorstellen die bei uns eine Heimat gefunden haben und mit uns den CityFarm Alltag teilen. Aber lest selbst:
herzlich euer Schreiberling
B.Vogt
Wechselkröte, Bufo viridis

Tarnungskünstler Kröte
Ursprünglich als Bienentränke angelegt, entwickelt sich mein Regenwasser gespeister kaum 2000 Liter fassender Tümpel immer mehr zu einem Hort des Lebens, doch neuerdings vernimmt man dort verwirrende Geräusche. Ein Trillern! Zu Anfang dacht ich es wäre eine Grille oder ein Heupferd in den Teich gefallen. Wie sehr ich mich irrte. Weiß man, dass die neuen Mitbewohner ihre Farbe der Umgebung anpassen, versteht der ein oder andere vielleicht, dass es sage und schreibe ein halbes Jahr gedauert hat, bis ich Bufo Viridis auf die Schliche kam. Ich bekam schon mit, dass eine wachsende Anzahl Platscher zu hören waren, näherte man sich dem Teich, aber diesen Neuankömmling hatte ich nicht erwartet. 9 Zentimeter groß, größtenteils nachtaktiv und über viele Jahre standorttreu legen die warzigen Gesellen bis zu 12.000 Eier, was auch das überbordenden Gewimmel im Juni erklärte. Das Trillern entsprang der mächtigen Schallblase der Männchen und nicht eines Insekts. Die haben Wechselkröten nur zum Fressen gerne. In Anbetracht der Tatsache, dass sie in jungen Jahren bevorzugt Blattläuse vertilgen, ein willkommener Gast auf der CityFarm.
Weinbergschnecke, (Helix pomatia)

Wahrhaft „Inter“, Gleichzeitig Mann und Frau: die Weinbergschnecke
Die Landlungenschnecke, auch als schwäbische Auster bekannt, steht seit einigen Jahren unter Schutz. In vielen Ländern Europas gilt sie als Delikatesse, wobei das Gros der allein in Frankreich verzehrten 10.000 Tonnen aus osteuropäischen Züchtungen stammt. Sie bewegt sich durch einen einzelnen Kriechfuß auf einer Spur aus Schleim. Dieser schützt sie vor Austrocknung und Verletzungen, zudem wirkt der zu Schaum aufgeblasene Schleim als Verteidigung gegen Angreifer, genauso wie ihr Häuschen in dem die inneren Organe verstaut sind. Geht ihr aus Kalk bestehendes Dach über dem Kopf kaputt, kann sie es bis zu einem gewissen Grad selbst reparieren, wenn sie genügend Kalk zur Verfügung hat. Pflanzenmaterial und Aas, das sie gerne verzehrt, raspelt das tagaktive Weichtier mithilfe ihrer Zunge, die mit winzigen Zähnchen besetzt ist. Als Zwitter befruchten sich Weinbergschnecken gegenseitig mit einem sogenannten Liebespfeil. Anschließend werden die pfefferkorngroßen Eier in ein etwa 10 Zentimeter tiefes Loch gelegt.
Igel (Erinaceus europeus)

Der Eulenfreund wiegt mittlerweile mehrere Kilo und herrscht über das Hühnergehege
Das Wort Igel bedeutet „Schlangenfresser“
Der Einzelgänger frisst im Gegensatz zu seiner Namensbedeutung am Liebsten Regenwürmer und Insekten. Als Stachelball hat er eine fast perfekte Verteidigung gegen Räuber wie den Dachs, den Adler oder Füchse. Obwohl Igel bei der Geburt schon rund 100 Stacheln besitzen sind diese noch weich und biegsam, damit die Mutter nicht verletzt wird. Trotzdem kommen viele Igel, obwohl sie diese Schutzvorrichtung haben, viel zu früh ums Leben. Allzu oft in weggeworfenen Pappbechern. Sie krabbeln hinein, um die süßen Getränkereste zu schlürfen, und bleiben mit ihren nach hinten gerichteten Stacheln stecken. Wenn sie nicht ersticken, verdursten sie jämmerlich. Die kleinen Nadelkissen sind in der Lage mit ihren Ohren kleine Tiere sogar unter der Erde zu orten. Trotz vieler Stacheln haben Igel oftmals massive Probleme mit Parasiten wie Flöhen und Zecken. Einen abgemagerten unter Tags aktiven Igel kann man gerne füttern. Allerdings ist Milch für Igel unverträglich und sie bekommen davon Bauchweh und Durchfall, besser ist Hackfleisch oder Nassfutter. Nicht zu vergessen ist die Möglichkeit für Igel ihren Durst zu stillen. Also bitte Wasserschalen aufstellen. Bei uns leben mittlerweile mehrere dieser stacheligen Gesellen und halten Hühner, Hund und Hahn auf Trab.
Siebenschläfer (Glis Glis)
Die dämmerungs- und nachtaktiven Bilche klettern am Liebsten auf Bäumen, um genau zu sein auf Obstbäumen. Die possierlichen beinahe Vegetarier entfernen sich dabei ungern weiter als 100 Meter von ihrem Schlafplatz. Dort richtet Glis Glis auch seine Zerstörungen an. Löcher in Wänden von Gartenhütten, ausgeräumte Isolierungen und Nester in Fehlböden sind noch das geringere Übel. Von höherer Tragweite sind die Fraß-Schäden! Nicht nur, dass Obst aller Art angefressen wird, bis jede einzelne Birne angebissen ist und faulig wird, sondern auch, dass sie gerne mal ein Ei bei den Außennestern der Hühner stibitzen.

Lautstarke Draufgänger der Siebenschläfer (Foto von Tobias B.)
Bisher schoben wir unserem bemitleidenswerten Hund Keule, alias „Der Sandling“ die Schuld für alle ausgefressenen Eierschalen in die Schuhe, doch, so wahr mir Gott helfe, ich habe beim abendlichen Einschlagen eines Bienenschwarms den Eierdieb auf frische Tat ertappt. Selbst wenn unsere ebenfalls auf der CityFarm wohnhaften Marder und Füchse ab und an einen Siebenschläfer erwischen, vermehren sich die Schreihälse mit ihren Würfen von bis zu 6 Jungen schnell genug, als dass ein einzelner Verlust nicht ins Gewicht fällt. Das letzte Nest fanden wir übrigens im Hochboden eines voll besetzten Bienenstocks.

Nimmersatt! Fallobst wird einfach bis vor die Haustüre befördert!
Die bei der Geburt gerade mal 2 Gramm wiegenden Babies hatten schon ihre Augen offen und starrten uns, mitsamt hochgradig aufgeregter Mutter, fassungslos an. Wer denkt diese Tiere wären nicht wehrhaft (zumindes akkustisch) irrt gewaltig. Ihre Geräuschkulisse war mächtig laut! Von Fauchen, Zischen, Schnarren, über Qiecken bis zu einem erstaunlich tiefen Grummeln sind die Puschelschwänze in Habachtstellung nicht zu überhören. Als abschließender Fun-Fact: Bilche sind faule Tiere? JA! Sogar noch viel fauler! Im Gegensatz zu der Annahme Siebenschläfer würden 7 Monate Winterruhe halten, schnarchen sie sogar bis zu 9 Monate. Das wäre wie wenn wir 18 Stunden am Tag schlafen würden.
Zauneidechse (Lacerta Agilis)

Rettung geglückt!
Zum ersten Mal begegnete ich dieser Eidechse auf der neuen Farm in unserer Metallbox für das Weidegerät im zeitigen Frühjahr. Dort drin ist es selbst bei geringer Sonneneinstrahlung wohlig warm, womit das wechselwarme Tier, ohne exponiert und Fressfeinden, wie Marder oder Rabe ausgeliefert zu sein, auf Temperatur kommt. Es war ein Männchen. Woher ich das weiß? „Geschlechtdimorphiosmus“ Was für eine Keule von Wort. Um beim Beispiel Zauneidechse zu bleiben: Männchen präsentieren sich leuchten grün, Weibchen braun. Es bezeichnet unterschiedliche körperliche Merkmale bei Männlein und Weiblein. Für die bis zu 25 Zentimeter großen Reptilien ist die Farm ein Paradies. Tausende Versteckmöglichkeiten, Trockensteinmauern zum Wärmen, massenhaft Überwinterungsmöglichkeiten (kleinen Erhöhlen) und ein Schlaraffenland in Bezug auf ihre Leibspeiße: Ameisen. Sie verschmähen zwar auch keine Grillen, Schnecken oder Bienendrohnen, doch scheinen unsere totholzbewohnenden Krabbler eine magische Anziehungskraft auf die fein geschuppten Tiere zu haben. Mittlerweile sieht man die, für ihre Fähigkeit bei Gefahr ihren Schwanz abzuwerfen zu können, bekannten Insektenfresser häufiger auf offenen Sonnenplätzen. Da wir einige der kälte-empfindlicheren Bäume, wie Pfirsiche, mit einem Wärmefang aus Steinen versehen haben, finden sie davon mehr als genug. Ebenso verhält es sich mit guten Versteckmöglichkeiten bei denen die Nachkommen der Saurier sogar die Wahl haben ob sie sich in Reisig-, Sand-, Holz,- oder selbstwämenden Komposthäufen verkriechen. Sogar für ihre Nachkommenschaft ist gut gesorgt, ruhen die Eier in unseren Hochbeeten oder im Waldgartenbereich. Durch den Verzicht auf invasive Bodenarbeiten mit Fräße und Egger, um das Edaphon (Bodenleben) zu schützen, können sich die Baby-Schuppentiere in Ruhe entwickeln. Bedenkt man, dass sich bei widriger Witterung der Schlupf bis zu 100 Tagen hinzieht ein Segen für die Eidechsenbrut, denn allzu oft fallen sie grabwütigen Möchtegernbauern zum Opfer.