Archive for the ‘Fotos’ Category

Piep, Piep, Piep…


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Der Stammvater (Photo Tobias Bitzer)

Das Rad der Zeit steht nicht still. Nachdem die Futtermittelpreise wegen den verschiedensten Gründen durch die Decke gingen, das Hühnergehege nach beinahe 10 Jahren einer zerfurchten Wüste glich und wir den internen Umzug, inclusive schweren Erdarbeiten bewältigen mussten, trennten wir uns einstweilen schweren Herzens von unserer Hühnerschar. Nun ein halbes Jahr später gleicht die Außenanlage einem Dschungel die 15 frisch gepflanzten Obstbäume und 40 Beerensträucher sind hervorragend eingewurzelt, so dass sie nicht mehr bedroht sind von grabewilligen Hühnern ausgebuddelt zu werden. Auch die Fundamente der Wollhütte, sowie unserer Bibliothek konnte ohne aufdringliches Federvieh problemlos errichtet werden.




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Frisch bestückter Brutautomat (Photo Tobias Bitzer)

Nun kehrt wieder Leben in die Bude. Über das LEW Volunteering Programm haben wir eine großzügige Förderung für die Bewahrung einer weiteren vom Aussterben bedrohten Tierrasse erhalten. Ziel ist es nach zwei erfolgreich Pilotprojekten das Equipment für die Hühnerzucht, Fachakademien, Universitäten und interessierten Lehrern zur Verfügung zu stellen. Auf die Idee hatte mich eine meiner Studentinnen gebracht, die im Klassenzimmer als Zulassungsarbeit einer Horde Küken das Leben schenkte und diese anschließend auf der City Farm unterbrachte.







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Nummer Eins, alias Don Corelione (Photo Tobias Bitzer)

Der Entscheidungsprozess welcher Rasse wir die Chance geben artgerecht und verhätschelt in unserem Hühnerparadies Fuß zu fassen, war alles andere als einfach. B.B. alias Bauer Benni wuchs die Arbeit dank der parallelen Umstellung auf die Dunkle Europäische Honigbiene über den Kopf, weswegen er seinen Freund Tobias bat sich der Sache anzunehmen. In tagelanger kleinteiliger Recherche pfrimelte der fleißige Cityfarmer aus verschiedensten Foren und Büchern die benötigten Informationen.











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Ein wunderbarer Tag beim Züchter. Benni holt persönlich die Brut-Eier ab (Photo Tobias Bitzer)

Zweinutzungshühner sollten es sein, gute Futtersucher, resistent gegenüber Federlingen, robust und friedlich gegenüber Menschen. Daraus resultierte eine hervorragende recherchierte Liste mit in Bayern beheimatete Federträgern. Erst nach Abschluss dieser mühevollen Arbeit versuchte sich der Vollakademiker in der Nutzung modernster Technologie. Etwas frustriert erzählte er mir, dass die künstliche Intelligenz mit den richtigen Schlagwörtern binnen drei Sekunden die gleichen Ergebnisse lieferte wie seine ausgiebige und zeitintensive Recherche. Nun ist die Entscheidung gefallen!













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Piepsende Flauschbälle (PhotoTobias Bitzer)

Der Deutsche Sperber ist das Hühnchen unserer Wahl. Wenige Wochen später saßen wir bereits im Auto, um an der Grenze zu Württemberg Bruteier in Empfang zu nehmen. Am selben Abend wurde der jungfräuliche Brutautomat bestückt und erwartungsfroh der Schlupf der Küken herbeigesehnt. Vergangenen Sonntag war es soweit! Eine Horde piepsender Flauschbälle erblickte das Licht der Welt.








Sobald die Kleinen „aus den Windeln“ sind werden sie auf der Farm einquartiert und bekommen eine erfahrene Glugge aus unserer alten Schar, die zwischenzeitlich im Krümelhof unterkam, um zu lernen was es bedeutet ein richtige echtes Freilandhuhn zu sein!

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Eine lange Reise beginnt.

Der Weg hin zu einer natürlichen, nachhaltigen und dem Wesen unserer neuen Mitbewohnerinnen angepassten Imkerei nimmt seinen Lauf. Über hartnäckige Recherche, die Anmeldung in diversen Imkerforen und den Beitritt in gleich drei Imkervereinen, bin ich unserem Ziel nähergekommen.

Johannes Peter, der Zuchtkoordinator des Bundesverbandes Dunkle Biene Deutschland e.V. nahm sich unser an.

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Sieht fast aus wie die Dunkle Biene, verhält sich aber überhaupt nicht wie eine.

 

Nachdem ich bei eBay-Kleinanzeigen einem angeblichen „Züchter der Dunklen Biene“ auf den Leim gegangen bin und nur Carnica-Landbienen-Mix bekommen habe, haben wir mit dem Bundesverband jetzt einen seriösen Ansprechpartner für unser Projekt. Johannes hat den Überblick über die landesweiten Erhaltungszuchtbemühungen, die Reinheit der Zuchtvölker und die Möglichkeiten der Anpaarung.

 

 

 

 

 

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Die Vermehrung der Bienen ist eine eigene Wissenschaft

 

Bei vielen ansässigen Imkern ernte ich mit meinem Vorhaben, auf unsere einzig einheimische Dunkle Biene umzustellen, bestenfalls Kopfschütteln bis hin zu offenen Feindseligkeiten. Leider beruht dieses Unvermögen der Imkerschaft auf Jahrzehnte alte Geschichten von längst hoffnungslos verkreuzten und nie von Züchterhand geführter Landbienen, welche fälschlicherweise in den Erzählungen mit der Dunklen gleichgesetzt werden. 

 

 

 

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Innenansicht einer Wabe durch eine Scheibe

 

Allein schon das Wissen, dass über Jahrtausende die Dunkle in ganz Deutschland und weit darüber hinaus unsere einzig einheimische, bestens auf die hiesige Vegetation und Lebensgemeinschaften in Wald und Wiese angepasste Biene war, fehlt erschreckenderweise. Daher haben wir mit diesem Projekt gleichsam einen Bildungsauftrag! Bei Johannes fanden wir ein offenes Ohr für einen Neueinstieg.

 

 

 

 

 


IMG_20230516_060032_155 Nun muss ich dazu sagen, dass wir die Ehre haben, eine Förderung durch die Crowdfunding-Plattform „one for the planet“ in Höhe von 1909 € in einer basisdemokratischen Abstimmung zugesprochen bekommen haben. Um dem Vertrauen, welches die 1909 lieben Menschen, die abstimmen durften, gerecht zu werden, wollen wir den Umstieg fachgerecht und professionell aufziehen. Johannes war in einem Telefonat mit mir sehr angetan von der Idee, Jungimker und Umsteiger gleichermaßen von Anfang an auf die besonderen Eigenschaften unserer heimischen Biene zu schulen.

 

 

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Ein klassischer Ableger nach zwei Wochen Eingewöhnungszeit

 

Das dafür benötigte „Lernmaterial“, Ableger und Königinnen der Dunklen Biene, werden der CityFarm vom Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V. durch Johannes zugänglich gemacht. Er wird Ableger und Königinnen voraussichtlich Ende Juni sogar zu uns nach Bayern liefern. Selbstverständlich wird uns der Verband auch in den Folgejahren mit „frischer Genetik“ und Fachwissen unterstützen.

 

 

 

 

 

 

Nun steht einer erfolgreichen Wiederansiedelung unserer einzigen, nördlich der Alpen natürlicherweise vorkommenden Biene nichts mehr im Weg!

Ausgestorben? Nicht Ganz! Die Dunkle Europäische Honigbiene(Apis Mellifera Mellifera) Kulturgut, Genreserve und Naturerbe

Herzlich Willkommen liebe CityFarmfreunde,

Die Bienen gewinnen nach Punkten in der ersten Runde

Manchmal ist „Die Dunkle“ ein bisschen zickig

Man lernt immer dazu im Leben… Selbst als altgedienter Imker über seine eigenen heiß geliebten Flugkünstler!
Gerüchteweise hatte ich von ihr schon gehört, der „Dunklen Biene“, dass aber auf der CityFarm eine weitere akut vom Aussterben bedrohte Art lebt, die wir auch noch hingebungsvoll pflegen, davon aber nichts wissen, kratzt massiv an meiner Bauernehre.
Erst mein Imkerlehrling Tobias brachte mich darauf, dass mein zickige Hausrasse, alias die Bärenbiene, die ich auch noch erfolgreich in den letzten Jahren vermehrte, ein Hybrid der „Nordbiene“ sein könnte. Jedenfalls bin ich Feuer und Flamme und kann es kaum erwarten mit dem Erhalt dieser Rarität loszulegen und dafür einen breiten Genpool aufzubauen.

 

 

 

 

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Neue heimische Königinnen braucht die Farm.

Kurze Geschichte der Imkerei mit „Der Dunklen“:
Nach der Eiszeit vor 10 000 Jahren in ganz Europa verbreitet, ist sie die einzige auf der Alpennordseite ursprünglich einheimische Imme und der Urtyp aller Honigbienen. Ihre Existenz ist schon um das Jahr Null belegt, da die Römer Diebstähle von Bienenvölkern der Germanen zu Pergament gebracht haben. Wegen ihrer beinahe schwarzen Färbung war sie sogar bei den Indianern als „Stechfliege des weißen Mannes“ verschrien. Ihre größte Verbreitung hatte sie im Jahr 1850, wobei wilde Völker in den europäischen Wäldern bereits 1700 ausgerottet waren. Die restlich Völker erledigten die Imker selbst, um Verkreuzungen mit den eingeführten Arten zu verhindern. Obwohl Prof. Dr. Zander 1905 das Potenzial der Biene erkannte, umgehend mit der organisierten Nachzucht begann, scheiterte das Projekt an der Gier der Imkereigemeinschaft. Wegen ein paar Pfund zusätzlichem Honig auf die Kärtner Biene (Apis mellifera carnica),auf die Italienische Biene (Apis mellifera ligustica) und Co. zu setzen, bedeutete die Ausrottung der dunklen Biene.

 

 

 

Warum ist die dunkle Biene so wertvoll?
Sie ist allumfänglich winterhart! 

Mächtiger Schwarm im Anflug

Naturnah imkern! Ein Bienenbaby Bien darf schwärmen..

In ihrer überdurchschnittlich festen Wintertraube legen sie eine ausgedehnte Brutpause im Winter ein und schützen sich so vor der Schadmilbe, Varroa Destructor, da sich diese nur in der Brut vermehrt. Durch ihre beinahe schwarze Färbung und ihre „Fell“ fängt sie die wärmenden Sonnenstrahlen bestens ein. Die Mädels fliegen dadurch schon bei deutlich niedrigeren Temperaturen im Vergleich zu den üblicherweise gehaltenen nicht einheimischen Rassen, die bei ihren Ausflügen oft unterkühlen, dann sterben und nie wieder zum Stock finden.

Weil „Die Dunkle“ in ihre ursprüngliche Heimat zurückkehrt, hat sie zudem eine deutlich größere Auswahl an Trachtpflanzen als ihre kälteempfindlich aus wärmeren Gefilden stammende Verwandtschaft. Arbeiterinnen und Königin sind wahre Methusalems unter den Apis-Arten, was bei langanhaltender kalter Witterung unglaubliche Vorteile bietet. Sie wäre auch ein sehr guter Schwabe, denn die Damen sind sparsam mit ihrem Futter, Sommer wie Winters.
Als „mega Kleber“ gestaltet sie aktiv ihren Wohnraum und verkittet selbstständig jede noch so kleine Ritze, dafür nutz sie die dreifache Menge Propolis verglichen mit den eingeführten Arten. Meiner Meinung nach überwiegen die Vorteile bei weitem den reduzierten Honigeintrag!

Logo auf GemüsevielfaltNun sind wir Alle gefragt!
Klärt auf, verbreitet die frohe Kunde der Existenz dieser Biene! Die Dunkle Europäische Honigbiene trägt als einzige heimische Honigbienenart das gesamte genetische Potenzial jahrtausendelanger Anpassungsprozesse in sich. Dieses Potenzial spielt eine zentrale Rolle für die zukünftigen Herausforderungen der Imkerei und den ökologischen Kreislaufen. Lass uns diese Chance nicht verpassen! 

 

Wer uns dabei helfen möchte, darf uns gerne für Anschaffung und Vermehrung „Der Dunklen“ ein kleine Spende zukommen lassen:

Lecker Honig

Auf Wiedersehn

Transition Town Augsburg e.V.,
IBAN: DE52 7205 0000 0251 4305 26
BIC: AUGSDE77XXX, Stichwort: CityFarm Bienenhilfe

Einen wunderbahren Frühling wünscht euch das Team der CityFarm!
Herzlich euer Schreiberling Benni Vogt

Von fliegenden Wohnwägen und Huhnfindungsschwierigkeiten…

Licht am Horizont des internen Umzugs!

Der baufälligeimg20230207111743 Wohnwagen am Eingang unseres beschaulichen Minibauernhofs ist Geschichte. Nach einer waghalsigen Umsetzaktion mit Schwerlastkran, Seilwinden und viel Geduld konnte endlich das undichte, 70 er Jahre Teil dem ewigen Kreislauf der Schrotthändler übergeben werden. Das alte Womo hat uns über Jahre hinweg gute Dienste geleistet. Zunächst als Notfallschlafplatz für Tiergeburten und Silvesterwächter genutzt, wandelte sich mehrfach das Innenleben, bis letztendlich unsere Farmkinder die Macht im Camper-Königreich übernahmen und das Teil mit Spielzeug, Zelten, und Stofftieren belegten. Trotz regelmäßiger Aufräumaktionen wirkte der kleine Raum allzu oft, als hätte dort eine Bombe eingeschlagen. Ehrlicherweise erinnerte mich das Chaos an mein eigenes Kinderzimmer. Zuletzt war der Himmel leck geschlagen. Die Entscheidung, ob wir ein Dach für das Dach bauen, oder lieber einen kompletten Neuausbau wagen, wurde uns abgenommen. An dem Plätzchen auf dem der Wohnwagen stand, wird der neue Eingang seine Pforten für neugierige Besucher und Lernwillige öffnen.

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Frisch geschlüpft! Wir erwarten bald wieder Nachwuchs!

Doch nicht nur Zweifüßer heißen wir auf der Farm willkommen, bald auch eine Horde neuer Federtiere, was mit einigen Tücken versehen ist, denn der Erkenntnisprozess von Grund auf eine Schar neu aufzubauen, gestaltete sich als langwierig und nicht ganz einfach. Daher bemühte ich meinen alten Freund Tobias, der in mühevoller und kleinteiliger Recherche die notwendigen Informationen über Steinpieper, Reichshuhn, und Vorwerk zusammenzustelle. 

Dazu eine kurze Anekdote aus dem modernen Farmalltag: 

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Mit jedem Tag werden die Süßen nach unseren Erfahrungen frecher! Wir freuen uns sehr auf den Nachwuchs.

Auch an uns geht der technische Fortschritt nicht vorbei. Im Nachgang zog Tobias probehalber die künstliche Intelligenz ChatGPT heran welche Hühnerrasse wir halten sollten. Daraufhin erzählte er mir, ein klein wenig frustriert, dass diese, mit den richtigen Schlagwörtern, binnen Sekunden die gleichen Ergebnisse lieferte wie seine mehrtägige Detailsuche.
Zur Erklärung, was das Ganze so kompliziert macht:
Unsere Prioritäten waren nicht einfach zu bedienen! Gute Futtersucher sollte unsere neuen Hühnchen sein, legefreudig, einigermaßen zahm, und nicht zu vergessen ohne Federn an den Füßen, die nur mit Dreck verkleben. Ein weiteres Kriterium: Die Tiere sollten möglichst selten, sowie schützenswert sein, damit wir auch weiterhin unseren Beitrag zum Erhalt alter und vom Aussterben bedrohter Nutztierrassen leisten würden. Eine echte Herausforderung bei der Hühnerhaltung gänzlich von vorne anzufangen. 

Glücklicherweise haben wir dank dem Companius Projekt von Innogy  das Equipment für den Neuanfang. Wir halten euch auf dem Laufenden wie sich das Projekt „Hühnerzucht“ entwickelt.

herzlich,
euer Schreiberling Benni

Saatgutbörse Umweltzentrum Schmuttertal

Cherry-Vielfalt

Leider konnten uns nicht alle Gartenfreunde auf der Saatgutbörse in der Stadtbücherei besuchen.

Am kommenden Samstag gibt es eine weitere Chance, sich durch unsere Sorten zu kruschteln, Tomatengespräche zu führen und die schöne Atmosphäre des Marktes zu genießen.

Wie jedes Jahr findet Ihr unseren Stand im Innenhof der alten Mühle und mit etwas Glück wird es ein warmer Frühlingstag!

Nähere Infos findet Ihr hier im Artikel des Lifeguides oder im angehängten Flyer.

Lifeguide

Von essbaren Hecken und wandernden Hütten…

Hallo liebe CityFarmfreunde und Unterstützer,

wieder geht ein turbulentes Jahr zu Ende. Viele Veränderungen und Neuerungen hat uns das Jahr gebracht. 

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Ruhe in Frieden liebes Fluff

Eine Schweigeminute für unseren tolles, leider über die Regenbogenbrücke gegangenes Hündchen Fluffgepuff, alias Kira. Du warst der beste Hütehund der Welt! Wir vermissen dich… 



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Hier stand bis vor kurzem Wollhütte und Bibliothek

Nachdem wir die halbe CityFarm von Innen nach Außen gekehrt hatten, sich weite Teile der Holzvorräte in Feuerholz verwandelten und die ersten Hütten umgesetzt waren, dämmerte uns, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben. Bislang stapelt sich der Inhalt von Bibliothek und Wollverarbeitungshütte in Flözbrände, unserer Winterhütte, bis unter die Decke. Auf halbem Weg zum Umzugserfolg kam der Anruf aus dem Amt. „Die Ausgleichsfläche verzögert sich auf unbestimmte Zeit!“ Ein dezentes Murren des Unmutes konnte ich mir nicht verkneifen. Der Gluggenstall war dem Umzug schon zum Opfer gefallen. Beim Umsetzen brach der Boden aus, die Tür verabschiedete sich aus den Angeln, wodurch der ganze Bau nur dem ewigen Samsara des Kohlenstoffkreislaufs zurück gegeben werden konnte.

 

 

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Vergangenes Farmidyll

Auch die neuen Dächer, die wir dank der Lokalen Agenda 21 anschaffen konnten, als Ersatz für die Pappendeckel-billig-Dächer unserer Anfangszeit, die durch den Abbau unrettbar zerstört waren, wurden erneuert. Die Agenda ermöglichte uns auch zwei unzerstörbare Fieberglas- Schaufeln anzuschaffen, für die wir noch Verwendung fanden. Zur Erklärung: Wie so mancher Besucher von uns vielleicht weiß, wurde letztes Jahr unsere Hecke maschinell und invasiv gepflegt. Die Pflanzen die im Nachgang massiv bluteten und in der Konsequenz vertrocknet sind, haben jede Möglichkeit eingebüßt die Lücken aufzufüllen.

 

 

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Tausend Dank! 2000 Euro für die Almende-Obst-Hecke

Weder der Sichtschutz für unser Gelände noch die Habitatfunktion für unsere Spatzenbande, konnten die vergreisten Gewächse gewährleisten. Die frechen Flatterbiester zogen geschlossen in unsere recht wilde Brombeerhecke um. Verlassen und halbtot mussten wir uns nun etwas für die funktionslose Einfriedung einfallen lassen. Die Idee eine allgemeinverfügbare Almende aus Obstgehölzen zu setzen, fand großen Anklang, auch bei der Stadtsparkasse Augsburg. Sie waren begeistert von der Idee den Oberhausern ein Stück „frei zugänglicher, essbarer Natur im Waldgartendesign“ zurück zu geben.

 

 

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Bäumchen und Minibagger warten auf ihren Einsatz

Also Motorsäge raus, Hecke auf den Stock setzen und schaufeln und schaufeln und schaufeln und schaufeln… bis die Einsicht reifte, dass selbst meine Enkel damit händisch nicht fertig werden würden. Eine Plackerei wie sie im Bilderbuch steht. Dementsprechend organisierten wir einen Minibagger. Tausend Dank an unseren Profibaggerführer „Pumi“. Mit Engelsgeduld, Durchhaltevermögen und offensichtlichem Spaß bei der Sache erledigte er die Grabearbeiten in einem drei Tage dauernden Buddel-Marathon. 

 

 

 

 

 

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In Reih und Glied warten die frisch gepflanzten Bäumchen auf den Frühling

Nach drei Tagen Wühlen mit dem motorisierten Helfer, einer ganztägigen Pflanzaktion und etlichen Blasen an den geschundenen Händen der CityFarmer, waren zumindest die Obstbäume und die erste Hälfte Beerensträucher im Boden. Tausend Dank an all die fleißigen Helfer die das Ganze erst möglich gemacht haben, denn prompt nach Abschluss der Arbeiten schlug der Winter mit eisiger Faust zu. Anschließend ruhte die Farm in klirrender Erstarrung. Aber bald werden sich auch noch die verbliebenen Lücken füllen. Die nächsten Bäume und Sträucher sind schon bestellt und warten zur Pflanzung auf wärmere Tage. Wie noch manch anderer wärmeliebender Bewohner der CityFarm… … die Bienen .

 

 

 

 

„Die Bärenbiene“ unsere robuste CityFarm Hausrasse.

Stolz kann ich verkünden, dass alle Bienenvölker den bisherigen Winter, dank intensiver Pflege, gut überstanden haben. Da die Mädels, wegen der außergewöhnlich milden Temperaturen, bis in den Dezember hinein Babys ausbrüteten, hatten sie einen nie dagewesenen Futterverbrauch. Ohne zusätzliche Futterwabengaben wären die possierlichen Stechimmen in arge Nöte geraten, was bis zu ihrem Hungertod geführt hätte. Die lange Brüterei birgt aber weitere, drastische Konsequenzen!

Die Schadmilbe, Varroa Destructor, die sich ausschließlich in der Brut vermehrt, hat leichtes Spiel. Erst Ende Dezember erfolgte die Varroa-Winterbehandlung, aus dem einfachen Grund, dass die Damen dafür Brut frei sein müssen, um auch die letzte Milbe zu erwischen. Die älteren Semester meiner Imkerfreunde behaupten immer: „früher war alles besser“! Das hat zumindest was die Imkerei angeht einen wahren Kern, denn auch bei uns Imkern ist nicht nur der Klimawandel voll angekommen. Früher gab es keine aggressive Faulbrut, kaum Ackergifte, allerorts blühende, nektarreiche Landschaften und keine Varroa.

Was Jungimker alles können müssen, um in Zukunft ohne invasive Chemie über das Bienenjahr zu kommen, ist, meiner Meinung nach in der Imkereiausbildung, die Herausforderung des kommenden Jahrzehnts. Für den Moment gilt, dass diese weitreichenden Veränderungen eine erhöhte Wachsamkeit verlangen, Zusatzkosten verursachen und die traditionellen Methoden der Imkerei an ihre Grenzen gelangen. Glücklicherweise hat die Forschung die Zeichen der Zeit erkannt und ich bin zuversichtlich, dass unsere geliebte europäische Honigbiene auch morgen noch leise summend unseren Weg begleitet.

Nun bleibt mir nur, Ihnen lieber Leser, einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wünschen. Bitte lassen Sie es, unseren Tieren zuliebe, in der Silvesternacht nicht all zu sehr krachen.

euer Schreiberling B.Vogt mit Redaktion



Die Redaktion

„Das einzige beständige ist der Wandel“ Heraklit von Ephesus

In einem unser „Schreib Rein!“ CityFarm Bücher ist ein weiterer weißer Spruch niedergelegt: „Heutzutage hat man keine Angst mehr vor Seuchen und Krieg, sondern vor Zetteln im Briefkasten von irgendwelchen Ämtern.“

 

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Wir brennen ungebremst für die Farm, auch mit weniger Platz! Die Hütten im Hintergrund sind leider Geschichte.

Haben wir beim Bezug der neuen Farm unbedarft die aufgeschüttete Fläche innerhalb der Markierungen eingezäunt, bepflanzt und gezähmt, fällt uns nun diese Sorglosigkeit auf die Füße. Es war zu viel Fläche! Die Aufschüttung entpuppte sich nun, sieben Jahre später, als ein wenig zu großzügig, da wir nicht nachgemessen haben, womit die ehemalige Müllhalde von uns (zumindest zum Teil) umsonst domestiziert wurde. Zugegeben, dutzende Autoreifen, Batterien, Eternitplatten und verklappte Maschendrahtzäune in der Natur weniger schaden nicht, doch reut es mich nun um die Schwielen und Blasen, die dieser Aufwand uns einbrachte, denn rundum das CityFarm Gelände soll eine weitere Ausgleichsfläche geschaffen werden. Unglücklicherweise auch auf dem Gelände unseres kleinen Paradises.

 

 

 

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Der neue Umriss der Farm

Ein nicht zu unterschätzender Teil des Gartens wird wegfallen, sowie der Eingang samt Sozialbereich. Auf dem stehen unsere Funktionshütten. Bibliothek, Winterküche, Wollverarbeitungshütte mit den Spinnrädern und Karden, die Bühne mit opulentem Sandkasten, die Holzwerkstatt und alle Taubenschläge von unseren makedonisch/türkischen Mitstreitern, ganz zu schweigen vom Heu- und Strohlager. Das bedeutet für uns umzudenken, nachzuverdichten und zu entscheiden auf was verzichtet werden kann. Den Mitarbeitern im Amt kann man nicht wirklich einen Vorwurf machen, weil sie uns von Anfang diesen Jahres an, als der Ausgleichsflächenbedarf klar wurde, in den Entscheidungsprozess miteinbezogen. Am Ergebnis ändert es leider nichts!

 

 

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Hier wird eine Blühfläche entstehen…

Im ersten Moment war ich ehrlich gesagt echt wütend. Zählen Nachhaltigkeitspreise, die Auszeichnung der Vereinten Nationen für biologische Vielfalt, der Bessermacherpreis und unser ziviles Engagement in den Agendaforen überhaupt nicht? Mittlerweile haben sich die Gemüter beruhigt. Ernüchtert bauen wir Kinderschaukeln ab, reduzieren den Tierbestand, planen vorausschauend Fortbildungen für Fachakademien, Universität und Kindergärten um, oder nehmen sie erst gar nicht mehr an. Jetzt bleibt uns nur zu hoffen, dass wir während der Umbauphase eine adäquate Ersatz-Winterkoppel für die Schafe finden und wir genügend Helfer motivieren, die mit uns die Mammutaufgabe des Umbaus anpacken.

 

 

 

 

Um die Farm „downzusizen“ wird die nächste Saatgutbörse am 04.03.2023 gleichzeitig ein Flohmarkt sein. Dazu wird aber noch ein separater Artikel erscheinen.

Eine Bitte hätten wir noch: Bitte empört euch nicht über dieses einschneidende Veränderung! Wir haben schon einige gut gemeinte Vorschläge von Unterstützern und Bekannten gehört: Von „Geht zu quer und deckt mit Christoph Süß die Sache auf!“ über „Wendet euch doch an die Bundes-Politik. Ich hätte gute Verbindungen…“ bis zu „Lasst uns zusammen eine Critical Mass Aktion gegen diese Entscheidung organisieren!“ sind viele Ideen zusammengekommen. Aber wir pflegen unser gutes Verhältnis zur Stadt, zu den Ämtern und den politischen Entscheidungsträgern und suchen wie in der Vergangenheit gemeinsam nach Lösungen. Wir sehen das nicht als Rückschlag sondern als Chance. Wie schon Hellen Keller schrieb: „Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere; aber wir sehen meist so lange mit Bedauern auf die geschlossene Tür, dass wir die, die sich für uns geöffnet hat, nicht sehen.“

 

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Unser Sozialbereich, bald eine Ausgleichsfläche.

Animalische Vielfalt

Liebe CityFarm Freunde,

eine akute, oft unerkannte Krise zieht über die Welt. Das Artensterben! Von aktuell etwa 147500 erfassten Tier und Pflanzenarten gelten 41500 als bedroht, ganz zu schweigen von den bereits verschwundenen Tieren und Pflanzenarten. Die Rede ist bereits vom größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier. Die CityFarmer unternehmen aktiv etwas gegen die Ursache dieses Verlusts. Den Schwund von Lebensraum und Kinderstuben. Wir möchten hier einige Arten vorstellen die bei uns eine Heimat gefunden haben und mit uns den CityFarm Alltag teilen. Aber lest selbst:

herzlich euer Schreiberling

B.Vogt


Wechselkröte, Bufo viridis 

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Tarnungskünstler Kröte

Ursprünglich als Bienentränke angelegt, entwickelt sich mein Regenwasser gespeister kaum 2000 Liter fassender Tümpel immer mehr zu einem Hort des Lebens, doch neuerdings vernimmt man dort verwirrende Geräusche. Ein Trillern! Zu Anfang dacht ich es wäre eine Grille oder ein Heupferd in den Teich gefallen. Wie sehr ich mich irrte. Weiß man, dass die neuen Mitbewohner ihre Farbe der Umgebung anpassen, versteht der ein oder andere vielleicht, dass es sage und schreibe ein halbes Jahr gedauert hat, bis ich Bufo Viridis auf die Schliche kam. Ich bekam schon mit, dass eine wachsende Anzahl Platscher zu hören waren, näherte man sich dem Teich, aber diesen Neuankömmling hatte ich nicht erwartet. 9 Zentimeter groß, größtenteils nachtaktiv und über viele Jahre standorttreu legen die warzigen Gesellen bis zu 12.000 Eier, was auch das überbordenden Gewimmel im Juni erklärte. Das Trillern entsprang der mächtigen Schallblase der Männchen und nicht eines Insekts. Die haben Wechselkröten nur zum Fressen gerne. In Anbetracht der Tatsache, dass sie in jungen Jahren bevorzugt Blattläuse vertilgen, ein willkommener Gast auf der CityFarm.

Weinbergschnecke, (Helix pomatia)

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Wahrhaft „Inter“, Gleichzeitig Mann und Frau: die Weinbergschnecke

Die Landlungenschnecke, auch als schwäbische Auster bekannt, steht seit einigen Jahren unter Schutz. In vielen Ländern Europas gilt sie als Delikatesse, wobei das Gros der allein in Frankreich verzehrten 10.000 Tonnen aus osteuropäischen Züchtungen stammt. Sie bewegt sich durch einen einzelnen Kriechfuß auf einer Spur aus Schleim. Dieser schützt sie vor Austrocknung und Verletzungen, zudem wirkt der zu Schaum aufgeblasene Schleim als Verteidigung gegen Angreifer, genauso wie ihr Häuschen in dem die inneren Organe verstaut sind. Geht ihr aus Kalk bestehendes Dach über dem Kopf kaputt, kann sie es bis zu einem gewissen Grad selbst reparieren, wenn sie genügend Kalk zur Verfügung hat. Pflanzenmaterial und Aas, das sie gerne verzehrt, raspelt das tagaktive Weichtier mithilfe ihrer Zunge, die mit winzigen Zähnchen besetzt ist. Als Zwitter befruchten sich Weinbergschnecken gegenseitig mit einem sogenannten Liebespfeil. Anschließend werden die pfefferkorngroßen Eier in ein etwa 10 Zentimeter tiefes Loch gelegt.

Igel (Erinaceus europeus)

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Der Eulenfreund wiegt mittlerweile mehrere Kilo und herrscht über das Hühnergehege

Das Wort Igel bedeutet „Schlangenfresser“
Der Einzelgänger frisst im Gegensatz zu seiner Namensbedeutung am Liebsten Regenwürmer und Insekten. Als Stachelball hat er eine fast perfekte Verteidigung gegen Räuber wie den Dachs, den Adler oder Füchse. Obwohl Igel bei der Geburt schon rund 100 Stacheln besitzen sind diese noch weich und biegsam, damit die Mutter nicht verletzt wird. Trotzdem kommen viele Igel, obwohl sie diese Schutzvorrichtung haben, viel zu früh ums Leben. Allzu oft in weggeworfenen Pappbechern. Sie krabbeln hinein, um die süßen Getränkereste zu schlürfen, und bleiben mit ihren nach hinten gerichteten Stacheln stecken. Wenn sie nicht ersticken, verdursten sie jämmerlich. Die kleinen Nadelkissen sind in der Lage mit ihren Ohren kleine Tiere sogar unter der Erde zu orten. Trotz vieler Stacheln haben Igel oftmals massive Probleme mit Parasiten wie Flöhen und Zecken. Einen abgemagerten unter Tags aktiven Igel kann man gerne füttern. Allerdings ist Milch für Igel unverträglich und sie bekommen davon Bauchweh und Durchfall, besser ist Hackfleisch oder Nassfutter. Nicht zu vergessen ist die Möglichkeit für Igel ihren Durst zu stillen. Also bitte Wasserschalen aufstellen. Bei uns leben mittlerweile mehrere dieser stacheligen Gesellen und halten Hühner, Hund und Hahn auf Trab. 

Siebenschläfer (Glis Glis)
Die dämmerungs- und nachtaktiven Bilche klettern am Liebsten auf Bäumen, um genau zu sein auf Obstbäumen. Die possierlichen beinahe Vegetarier entfernen sich dabei ungern weiter als 100 Meter von ihrem Schlafplatz. Dort richtet Glis Glis auch seine Zerstörungen an. Löcher in Wänden von Gartenhütten, ausgeräumte Isolierungen und Nester in Fehlböden sind noch das geringere Übel. Von höherer Tragweite sind die Fraß-Schäden! Nicht nur, dass Obst aller Art angefressen wird, bis jede einzelne Birne angebissen ist und faulig wird, sondern auch, dass sie gerne mal ein Ei bei den Außennestern der Hühner stibitzen.

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Lautstarke Draufgänger der Siebenschläfer (Foto von Tobias B.)

Bisher schoben wir unserem bemitleidenswerten Hund Keule, alias „Der Sandling“ die Schuld für alle ausgefressenen Eierschalen in die Schuhe, doch, so wahr mir Gott helfe, ich habe beim abendlichen Einschlagen eines Bienenschwarms den Eierdieb auf frische Tat ertappt. Selbst wenn unsere ebenfalls auf der CityFarm wohnhaften Marder und Füchse ab und an einen Siebenschläfer erwischen, vermehren sich die Schreihälse mit ihren Würfen von bis zu 6 Jungen schnell genug, als dass ein einzelner Verlust nicht ins Gewicht fällt. Das letzte Nest fanden wir übrigens im Hochboden eines voll besetzten Bienenstocks.

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Nimmersatt! Fallobst wird einfach bis vor die Haustüre befördert!

Die bei der Geburt gerade mal 2 Gramm wiegenden Babies hatten schon ihre Augen offen und starrten uns, mitsamt hochgradig aufgeregter Mutter, fassungslos an. Wer denkt diese Tiere wären nicht wehrhaft (zumindes akkustisch) irrt gewaltig. Ihre Geräuschkulisse war mächtig laut! Von Fauchen, Zischen, Schnarren, über Qiecken bis zu einem erstaunlich tiefen Grummeln sind die Puschelschwänze in Habachtstellung nicht zu überhören. Als abschließender Fun-Fact: Bilche sind faule Tiere? JA! Sogar noch viel fauler! Im Gegensatz zu der Annahme Siebenschläfer würden 7 Monate Winterruhe halten, schnarchen sie sogar bis zu 9 Monate. Das wäre wie wenn wir 18 Stunden am Tag schlafen würden.

 

 

 

Zauneidechse (Lacerta Agilis)

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Rettung geglückt!

Zum ersten Mal begegnete ich dieser Eidechse auf der neuen Farm in unserer Metallbox für das Weidegerät im zeitigen Frühjahr. Dort drin ist es selbst bei geringer Sonneneinstrahlung wohlig warm, womit das wechselwarme Tier, ohne exponiert und Fressfeinden, wie Marder oder Rabe ausgeliefert zu sein, auf Temperatur kommt. Es war ein Männchen. Woher ich das weiß? „Geschlechtdimorphiosmus“ Was für eine Keule von Wort. Um beim Beispiel Zauneidechse zu bleiben: Männchen präsentieren sich leuchten grün, Weibchen braun. Es bezeichnet unterschiedliche körperliche Merkmale bei Männlein und Weiblein. Für die bis zu 25 Zentimeter großen Reptilien ist die Farm ein Paradies. Tausende Versteckmöglichkeiten, Trockensteinmauern zum Wärmen, massenhaft Überwinterungsmöglichkeiten (kleinen Erhöhlen) und ein Schlaraffenland in Bezug auf ihre Leibspeiße: Ameisen. Sie verschmähen zwar auch keine Grillen, Schnecken oder Bienendrohnen, doch scheinen unsere totholzbewohnenden Krabbler eine magische Anziehungskraft auf die fein geschuppten Tiere zu haben. Mittlerweile sieht man die, für ihre Fähigkeit bei Gefahr ihren Schwanz abzuwerfen zu können, bekannten Insektenfresser häufiger auf offenen Sonnenplätzen. Da wir einige der kälte-empfindlicheren Bäume, wie Pfirsiche, mit einem Wärmefang aus Steinen versehen haben, finden sie davon mehr als genug. Ebenso verhält es sich mit guten Versteckmöglichkeiten bei denen die Nachkommen der Saurier sogar die Wahl haben ob sie sich in Reisig-, Sand-, Holz,- oder selbstwämenden Komposthäufen verkriechen. Sogar für ihre Nachkommenschaft ist gut gesorgt, ruhen die Eier in unseren Hochbeeten oder im Waldgartenbereich. Durch den Verzicht auf invasive Bodenarbeiten mit Fräße und Egger, um das Edaphon (Bodenleben) zu schützen, können sich die Baby-Schuppentiere in Ruhe entwickeln. Bedenkt man, dass sich bei widriger Witterung der Schlupf bis zu 100 Tagen hinzieht ein Segen für die Eidechsenbrut, denn allzu oft fallen sie grabwütigen Möchtegernbauern zum Opfer.

Erfahrungsbericht unseres Lech-Rangers in den Nördlichen Lechauen

Was macht ein Ranger des Lebensraum Lechtal e.V.?

Die Aufgabe eines Lech-Rangers ist es die Vielzahl von Besuchern des Lechs und die Folgen dieses Massenandrangs in geordnete Bahnen zu lenken.
In den Lechauen und auf den Kiesbänke bebrüten und setzten eine Heerschar von Tierarten ihre Nachkommen. Von der Geburt über das anschließende Aufwachsen bis zum Aufbruch in die Winterrefugiale beschützt ein guter Ranger den Lebensraum von Flussregenpfeifer und Co.
In sein Aufgabengebiet fällt aber noch mehr. Im Rahmen seiner Möglichkeiten verteilt er Flyer mit Gebietskarten, meldet umgestürzte Bäume, berät verlorengegangene Wanderer und hat immer einen Blick auf Waldbrandstufe und zündelnde Feierwillige. Hier ein literarisch aufbereiteter Schwank aus dem Erfahrungsbericht 2022:

Immer mit dabei mein Hund Keule alias „Der Sandling“!

Im Wind wogen sacht einige bunt schillernde Schmetterlinge, die sich auf dem frisch asphaltierten Radweg sonnen. Der Ruf des Kuckucks begleitet melodisch dieses farbenfrohe Schauspiel, während ein einsamer Naturschützer schweißgebadet das Lechufer erklimmt. Neben die aufstobenden Flugkünstler lege ich prustend zwei stinkende Schwerlastsäcke, gefüllt mit Unrat, ab.

Ergebnis meiner gerade eben abgeschlossenen Müllsammelaktion auf der Kiesbank. Der Herr, der diese Sauerei hinterließ, hatte ich am Vortag höflich gebeten seinen sommerlichen (und in seinen Träumen dauerhaften) Wohnsitz im Schutzgebiet aufzulösen. 

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Zusammenstellung typischen Kiesbankmülls

Unter wüsten Verwünschungen zog der Herr nach der dritten Aufforderung und auch erst nach der Drohung die Behörden einzuschalten von dannen. Der Aufforderung seinen ganzen Müll mitzunehmen ist er zu meinem Leidwesen nicht nachgekommen. Vor nun das nächste Hochwasser, Flaschen, Einweggrill, zerrissene Zeltplanen, Essensreste und hunderte Plastikverpackungen den Fluss hinabspült, räume ich dem Zitat: „Teilzeitobdachlosen“, hinterher. Teilzeit deswegen, weil sich der Herr im Sommer die Miete spart, indem er irgendwo in der Natur sein Camp aufschlägt, um den Winter gediegen und kostengünstig im warmen Süden verbringen zu können. Die kreativste Beleidigung kam definitiv von dem angegrauten Mittfünfziger. Ich sei ein „dreckiger, langhaariger Öko-Faschisten-Hippie“.

Nichtsdestotrotz kam mir jede Runde in den Flussauen des Lechs wie eine kleine Abenteuerreise vor. Man trifft zwangsläufig auf die unterschiedlichsten neuen Menschen, hat originale Begegnungen mit geschützten Arten, oder steht plötzlich vor einem frisch gefallenen Baum, der quer über dem Rettungsweg liegt.

IMG_20220415_144515In solchen Fällen hilft es nur die örtliche Feuerwehr zu kontaktieren, die das Ungetüm schnellstmöglich entfernt, selbst wenn dies die eigentliche Abendplanung sprengt. Um bei einem Notfall medizinischer Natur zügig an Hilfe zu kommen, bedarf es eines Anfahrtsweges des Sanitätswagens. Ob der Schwächeanfall eines älteren Herren beim Anblick sich fleißig vergnügender Nudisten, oder die massive, schnapsbedingte Intoxikation eines frisch gebackenen Vaters an Christie Himmelfahrt der Anlass ist, ohne professionelle Unterstützung, ist selbst ein altgedienter Ranger oftmals aufgeschmissen.

Man selbst würde sich genauso freuen, wenn einem bei einem Notfall geholfen werden würde, denn ab und an kommt es zu tätlichen Übergriffen auf meine Wenigkeit. Dieses Jahr erneut. Wieder einmal war zu viel Alkohol im Spiel, gepaart mit der massiven Selbstüberschätzung eines Störenfriedes.

Nachdem ich meinen üblichen Text: „Sie befinden sich im Schutzgebiet und die armen Vogelküken müssen bei der Hitze auf der Kiesbank ohne elterliche Führsorge leider verdursten“, an den Mann gebracht hatte, erdreistete sich der Volltrunkene mich von hinten an der Hose zu packen und den Versuch zu starten mich zu Boden zu ringen.

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Zum Glück riss bei der Aktion mein Gürtel, womit ich in der Lage war den Angreifer zur Abkühlung seines Gemüts in den hochsommerlichen Rinnsal des Lechs zu befördern. Durch das eiskalte Wasser anscheinend wieder klarer im Kopf starrte mich der Trunkenbold einen Augenblick erschrocken an und suchte dann so schnell ihn seine Beine trugen das Weite. Eine weiße Entscheidung, da ich im Alltag meinen Schwarzgurt nicht auf der Stirn zu tragen pflege und mich durchaus zu wehren wüsste, werde ich grundlos angegangen.

Wie so oft blieb es an mir hängen die Hinterlassenschaften des unfreundlichen Herrn geflissentlich zusammenzutragen, Pfandflaschen von Unrat zu trennen und das Ganze den Hang hinaufzubefördern. Trotz rauschendem Adrenalin im Blut beruhigte sich mein Herzschlag dank den Bläulingen und Schachbrettfaltern, die meinen Aufstieg begleiten in Windeseile, womit ich die übliche Ranger-Tour zu einem erfolgreichen Ende bringen konnte. Spätestens als die bläulich schillernde Augenweide der Eisvogel, neben mir ins Wasser plitschte, war die Welt wieder in Ordnung.

Schönen Sommer und baldigen Regen
wünscht euch euer CityFarmer und Schreiberling Benjamin Vogt

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Ein herrlicher Blick über den Lech nördlich von Gersthofen.

Offene Gartentür Schwaben

Am Sonntag, dem 26.06.2022 laden wir Euch zwischen 10 und 17 Uhr ein, die Farm zu besuchen!

Hoer findet Ihr den Flyer zur Offenen_Gartentuer_Schwaben

Parkmöglichkeiten sind am Nordfriedhof auf den hinteren grossen Parkplatz oder neben der Aral Tankstelle in der Stuttgarter Strasse. Danach sind es nur noch 10 min Fußweg. Bitte schaut Euch die Beschreibung des Weges auf Google Maps an, dort sind wir eingetragen.
Fahrradparkplätze stehen unbegrenzt an der Farm zur Verfügung.

Hunde sind willkommen, wenn sie sich mit Artgenossen vertragen.